Da wir unsere Leser über aktuelle Chancen und Möglichkeiten zur Geldanlage informieren möchten haben wir den CEO von Raiffeisen Capital Management, Dr. Mathias Bauer zum Interview gebeten. Wir bedanken uns für seine Einschätzungen zum Thema Fonds und den Tipps zur Geldanlage im Jahr 2014.
mytoday.at: Wir bedanken uns für die Möglichkeit für ein Interview mit Ihnen und wir sind uns sicher, dass Sie unseren Lesern interessantes Wissen vermitteln können! Diese Frage sollte eher für junge Leser interessant sein: Warum haben Sie sich für die Ausprägung Volkswirtschaft in ihrem Studium entschieden? Man hört schließlich weniger von Volkswirten bis sie eine Führungsposition wie Sie erreicht haben oder in der Lehre einen Durchbruch erzielen.
Dr. Bauer: Volkswirte waren an der WU immer in der Minderheit, aber mich haben besonders gesamtwirtschaftliche Phänomene sehr interessiert und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das Ineinandergreifen von Realwirtschaft und Kapitalmarkt zu verstehen. Einiges, das damals als „graue Theorie“ in den Vorlesungen bezeichnet wurde, findet heute statt und eine Vielzahl der volkswirtschaftlichen Erkenntnisse kommen mir heute zugute.
mytoday.at: Unser Thema sind natürlich Fonds und da müssen wir gleich mit einer heiklen Frage beginnen? Wie stehen Sie zur Falschbewertung der durchschnittlichen Fondsperformance aller Fonds auf dem Markt durch den „Survival Bias“? Zur kurzen Erklärung für unsere Leser: Die überlebenden Fonds brüsten sich einer besseren Performance als der Markt, da es eben die schlechter als der Markt performanden Fonds nicht mehr gibt und das Ausklammern dieser die Statistik verschiebt -> Survival Bias!
Dr. Bauer: Dies gilt nicht für österreichische Fonds, denn hier wurden nur ganz wenige Fonds eingestellt, und das betraf vorrangig institutionelle Kunden, während fast alle Publikumfonds noch bestehen, nur wenige wurden fusioniert. Ich sehe hier keine Falschbewertungen der Fondsperformance, denn beim Vergleich mit dem Markt werden Indizes völlig ohne Spesen (z.B. Verwaltungsgebühr) gerechnet, Dinge, die aber tatsächlich vorhanden sind. Um diese Komponenten zu berücksichtigen, muss ein Fondsmanager 0,5% besser sein als der Markt.
mytoday.at: Diese Frage ist an die letzte Frage gekoppelt. Was halten Sie vom aufkommenden Trend der Index-basierten Fonds? Theoretisch hat man damit zumindest keine Performance unter der Marktperformance.
Dr. Bauer: Indexorientierte Fonds gibt es schon seit 20 Jahren und in den ersten 10 Jahren davon führten sie ein Schattendasein. Sogenannte ETFs sind in der Regel Fondshüllen einer Fondsgesellschaft, derer sich eine Investmentbank bedient und dort versucht durch indexorientiertes Veranlagen über Wertpapier-Leihen und Swaps Zusatzeinkommen zu generieren.
Für Kunden sind diese Produkte gar nicht so günstig, weil Sie zwischen 30 und 50 Basispunkten jährlich plus An- und Verkaufsspesen kosten. Bei diesen Produkten muss man besonders aufpassen, weil sie vorrangig Swap-Derivate beinhalten und die dahinter stehenden Risiken daher besonders genau betrachtet werden müssen. Auch der Markt kann „runter gehen“ und trotzdem bleiben die Kosten von 30-50 Basispunkten bestehen. Diese Produkte sind vorrangig für institutionelle Kunden, die nur ganz kurz (manchmal nur für wenige Tage) in einen Markt einsteigen.
mytoday.at: Natürlich sollen Sie auch die Möglichkeit erhalten uns die Leistungen der RCM zu beschreiben?
Dr. Bauer: In volkswirtschaftlich so sensiblen Phasen wie jetzt besteht eine großer Unterschied zwischen Unternehmen,
die gut wirtschaften und solchen die es nicht tun. Wichtig ist uns daher intensives Research und aktives Management, denn unsere Fondsmanager sollen nur dort investieren, wo Aktien-Gesellschaften und öffentliche Haushalte gut wirtschaften.
Wichtig ist auch verantwortungsvolles Investment, d.h. zu hinterfragen, ob es gute Praktiken gibt, wie der Umweltschutzgedanke mitgetragen wird, ob auf Kinderarbeit verzichtet wird u.s.w. – d.h. Verantwortung im Sinne der Kunden zu übernehmen.
mytoday.at: Wir wollen natürlich auch Ihre Anlagetipps für 2014 erfahren, aber um es etwas spannender zu machen, beschreiben Sie uns bitte Ihre Anlagetipps in 5 Schlagworten!
Dr. Bauer: Voraussetzungsbehauptung: die Zinsen bleiben tief und das Wachstum flau + Gewinne der Aktiengesellschaften wachsen um 10% -> hohe Aktienquote, möglichst aus Europa und Osteuropa -ideal wäre ein gemischtes gemischtes Portfolio mit mindestens 50% Aktienanteil, das die Bewegung der Märkte gut abdeckt.
mytoday.at: Die letzte Frage ist auch wieder etwas technisch und sollte ein paar Lesern erklärt werden und uns würde eine kleine Bestätigung oder Verneinung von Ihnen dazu interessieren. Die Sub-Prime Kredite wurden ja in Pakete verschnürt (unter anderem von der Goldman Sachs, siehe Kongressanhörung dazu vor einigen Jahren), die am Ende wenig Risiko anzeigten.Demnach wurden diese risikoreichen Kredite in viele Portfolios als risikoloser Anteil aufgenommen (Tobin Seperation). Wird die Finanzkrise und diese Lehre etwas an der klassischen Portfolio Theorie, wie sie jeder bewusst oder unbewusst einsetzt (Risikostreuung durch Diversifikation) ändern.?
Dr. Bauer: Die Finanzkrise wird nichts an der klassischen Portfolio Theorie ändern, Diversifikation und Streuung haben nach wie vor ihre absolute Bedeutung, eigentlich mehr denn je! Die Sub-Prime-Kredite basierten vorrangig auf Krediten, die amerikanischen „Häuslbauern“ ohne entsprechende Eigenleistungen für neue Eigenheime genehmigt wurden, obwohl sie diese bei entsprechender gesetzlicher Regelung oder funktionierender Aufsicht gar nicht bekommen hätten dürfen. Und in Stresssituationen – als dann also zahlreiche Immobilien zeitgleich auf den Markt geworfen wurden – erzielten diese Immobilien nicht den Wert, den sie hätten haben sollen.
Dies ist nicht mit klassischen Portfolios zu vergleichen – das sind „zwei Paar Schuhe“.
Quellen und weitere Informationen
- https://www.mytoday.at/rcm-chef-mathias-bauer-osterreicher-verschlafen-fonds-anlage-chancen/ (Österreicher verschlafen Fonds Chancen)
- http://www.rcm.at/RCMAT/Page/Artikel/1357895908493 (Aufgabengebiete und Hintergrund zu Dr. Mathias Bauer)
- http://www.fondsprofessionell.at/news/markt-strategie/nid/rcm-chef-mathias-bauer-quotdie-oesterreicher-verschlafen-einen-trendquot/gid/1012920/ref/1/