Die an der Wiener Börse notierte Raiffeisen Bank International AG hatte im zweiten Quartal 2012 mit hohen Kursverlusten zu kämpfen. Denn „faule“ Kredite zehren am Gewinn des österreichischen Finanzinstituts.
Hohe Rückstellungen verringern Gewinn um mehr als die Hälfte
Das zweite Quartal dieses Jahres war kein erfolgreiches für die Raiffeisen Bank International AG. Um fünf Prozent sank der Aktienkurs der Kommerz- und Investmentbank ein. Eine Aktie war zwischenzeitlich nur noch 26,50 Euro wert und lag damit weit unter dem ursprünglichen Ausgabepreis. Grund für den starken Rückgang sind eine ganze Reihe „fauler“ Kredite, deren Rückzahlung wegen der europäischen Finanzkrise unsicher ist.
Daher musste die Raiffeisen Bank höhere Geldsummen als geplant zurückstellen. Dadurch betrug der Gewinn im zweiten Quartal nur noch 160 Millionen Euro. Im Vergleich: Im ersten Quartal 2012 blieben unterm Strich 345 Millionen Euro übrig. Werden beide Quartale zusammengerechnet, so kommt man am Ende dennoch auf einen Rekordgewinn für das erste Halbjahr.
Eine Verbesserung der Situation auf den Finanzmärkten ist nicht in Sicht
Die Aktie der Raiffeisen Bank International AG konnte zuletzt wieder zulegen (plus 1,68 Prozent auf 28,47 Euro pro Aktie am 7. September), nachdem Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, ein zeitlich und von der Summe her nicht begrenztes Anleihenkaufprogramm für die kriselnden Euro-Staaten angekündigt hatte.
Doch nicht einmal bei der Raiffeisen Bank selbst glaubt man, dass diese Besserung des Aktienkurses von Dauer sein wird. Schließlich sind folgende Probleme auch im zweiten Halbjahr unübersehbar:
– die Zahl der „faulen“ Kredite steigt weiter leicht an
– die Weltwirtschaft schwächelt weiterhin
– Polen, Russland, Ungarn und Rumänien – allesamt bisher starke osteuropäische Märkte, auf die die Raiffeisen Bank setzen konnte, konnten die Erwartungen in den letzten Monaten nicht mehr erfüllen
– die Bank muss aufgrund neuer Vorschriften ein höheres Eigenkapital vorhalten, doch der aktuelle Börsenwert macht eine Kapitalbeschaffung über den Aktienmarkt unmöglich.
Und dann gibt es da noch ein kleines Problem: 1,75 Milliarden Euro Staatshilfe bekam die Raiffeisen Bank International AG im 2009. Das Geld muss bis Mitte 2014 zurückgezahlt werden. Doch Analysten gehen davon aus, dass die österreichische Bank das alleine nicht schafft. Sollten sie damit Recht behalten, wird es teuer. Dann würden pro Jahr deutlich mehr als die aktuell acht Prozent Zinsen fällig.