Amazon ist in der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Der weltgrößte Konzern ist quasi überall und immer präsent. Kaum einer, der noch nichts über die von Jeff Bezos gegründete Handelsplattform bestellt hat. Weitaus weniger bekannt ist in unseren Breitengraden hingegen das chinesische Pendant des Giganten. Alibaba ist zwar im Reich der Mitte das Non-Plus-Ultra, konnte außerhalb jedoch noch nicht wirklich Fuß fassen.
- Dabei hat die Gesellschaft rund eine Viertel Million Angestellte, was die Dimensionen eindrucksvoll unterstreicht. 1999 hatte der damalige Englischlehrer Jack Ma die Idee, einen Online-Händler zu gründen. Knapp zwei Jahrzehnte später ist daraus einer der mächtigsten Konzerne überhaupt erwachsen.
- Heute ist Alibaba über zahlreiche Tochterfirmen unter anderem auch in der Logistik oder der Finanzbranche tätig.
Was sagen die Zahlen?
Die Fundamentalanalyse gehört zu den zweifelsfrei wichtigsten Werkzeugen eines Börsianers. Ohne sie geht fast gar nichts. Dabei ist diese Bewertungsform noch nicht einmal sehr komplex in ihrer Anwendung. Jeder, der über ein halbwegs anständiges Mathewissen verfügt, kann die Formeln berechnen. Im Grunde handelt es sich meist lediglich um simple Quotienten, die bestimmte Kennziffern zueinander ins Verhältnis setzen.
Natürlich eignet sich auch bei Alibaba eine zahlenintensive Untersuchung, wenngleich hier äußere Faktoren eine mindestens ebenso wichtige Rolle einnehmen. Da politische oder gesellschaftliche Einflüsse allerdings sehr schwer objektiv fassbar sind, muss zwangsweise auf die Fundamentalanalyse zurückgegriffen werden.
Nur über sie lässt sich ein klares Bild des Online-Riesen zeichnen.Was prinzipiell bei keiner Aktienbewertung außen vorgelassen werden sollte, ist der Blick auf die Nettogewinne im Zeitverlauf.
Alibaba konnte diesbezüglich in der vergangenen Dekade voll überzeugen. Jahr für Jahr verzeichnete das Unternehmen neue Rekorde. Kein Wunder also, dass sich parallel auch der Kurs an der Börse sehr ordentlich entwickelte. Allein von 2019 auf 2020 schnellten die Erlöse um mehr als 62% in die Höhe.
Wie sah es aber gleichzeitig bei den Umsätzen aus? Konnten diese in ähnlicher Weise zulegen? Tatsächlich hinkte der Handelsgigant an dieser Stelle leicht hinterher. Die Wachstumsraten sind mit durchschnittlich deutlich über 20% pro anno dennoch mehr als souverän. Sorgen braucht man sich demnach definitiv keine zu machen. Auch in der Zukunft sollte es bei derartigen Quoten bleiben.
- Nackte Zahlen haben zumeist nur einen geringen Aussagegehalt. Deshalb macht es mehr Sinn, sie in Relation zu setzen und anschließend zu interpretieren.
- Besonders gut gelingt dies anhand des ROIC, also der Kapitalrendite. Ein Blick auf das letzte Jahrzehnt offenbart einen überraschenden Umstand. Fast über die gesamte Zeit schwankte der Wert heftig. Zwischen 15,6% und fast 80% war alles dabei.
Oftmals wird kontrovers darüber diskutiert, ob Alibaba weiterhin ein Wachstumskandidat ist oder bereits als Cashcow gilt. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Wahr ist allerdings, dass das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren auf der Suche nach frischem Geld war. Dies geht aus der Betrachtung der ausstehenden Aktien hervor. Zwischen 2018 und 2020 erhöhte sich der Anteil der zu erwerbenden Papiere um rund 58 Millionen.
Chinas Staat hat in letzter Zeit auf etwas erschreckende Weise seine umfassende Macht demonstriert. Das haben sogar interne Konzerne spüren müssen, darunter auch Alibaba. Gründer Jack Ma war Ende 2020 für Monate von der öffentlichen Bildfläche verschwunden, nachdem er sich kritisch über nationale Behörden geäußert hatte. Ein Investment in den Onlinehändler ist also auch ein politisches Spiel.
Was sagt die Gegenwart?
Die Begutachtung des Aktienkurses wirft unweigerlich Fragen auf, die nicht unbedingt mit den typischen Launen der Börse erklärt werden können. Vielmehr ist ein Rückgriff auf externe Aspekte notwendig. Im vorliegenden Fall müssen deshalb vor allem die Nachrichten über Alibaba verfolgt und richtig eingeordnet werden. In der Vergangenheit hatten nämlich genau diese einen immensen Einfluss auf Angebot und Nachfrage des Titels.
Immerhin – es mag ironisch klingen – hat der Konzern endlich seine Strafe aufgrund von Wettbewerbsverzerrung erhalten. Die Zahlung ist mit mehreren Milliarden Euro sicherlich hoch, liegt trotzdem unter den Befürchtungen mancher Beobachter. Experten unterschiedlicher Investmenthäuser geben nun wieder grünes Licht für eine Investition in Alibaba. Die Gefahr ist nicht mehr aktuell.
Fazit! – Alibaba Aktie jetzt kaufen?
Nachdem nun eigentlich nichts mehr zu befürchten ist, könnte manch einer meinen, der Kurs schieße sofort durch die Decke. Das ist aber unwahrscheinlich. Auf lange Sicht sollte der Anteilsschein jedoch wieder mehr Vertrauen genießen, was letztlich auch den Preis treiben könnte. Alibaba ist und bleibt ein Unternehmen erster Klasse, dessen Bewertung nach wie vor etwas zu pessimistisch erscheint.