In vielen Wohnzimmern leuchten nach wie vor die Glühlampen des Münchener Konzerns Osram. Doch bei Osram selbst scheint das Licht still und langsam auszugehen.
Das jedenfalls legen die aktuellen Geschäftszahlen nahe, die das Traditionsunternehmen jetzt verkünden musste. Demnach ist zwar der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um gut 8 Prozent gestiegen, doch der Gewinn schmolz nach vorläufigen Zahlen um mehr als 10 Prozent auf 171,2 Millionen Euro.
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Mit neuer Strategie in die Zukunft
Die Bilanz selbst könnten viele Anleger und Analysten sicher verschmerzen. Doch die Strategie des Unternehmens bereitet ihnen richtig Sorgen. Nach mehr als einhundert Jahren Geschichte verabschiedet sich Osram allmählich von der klassischen Glühlampe. Das ist in Zeiten von staatlichen Verboten durchaus nachvollziehbar. Die EU-Kommission schränkt den Verkauf der alten Leuchtmittel peu a peu ein, die Nachfrage ging zuletzt deutlich zurück.
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Osram muss und will sich deshalb neu erfinden. Deshalb hat Vorstandschef Olaf Berlien, erst seit Januar im Amt, dem Unternehmen jetzt einen drastischen Strategiewechsel verordnet.
Das jahrzehntealte Markenzeichen verschwindet. Statt Glühlampen sollen jetzt LED-Lampen produziert und entwickelt werden. Ein Schritt, der zwingend nötig scheint. Doch der ist teuer. Drei Milliarden Euro will Osram investieren.
Zweifel an der Börse
Zu viel Geld, urteilen Analysten am Börsenparkett. Und Aktionäre teilen diese Ansicht offenbar. Nachdem die neuen Pläne von Osram bekannt wurden, stürzte die Aktie des Glühlampen-Spezialisten am Mittwoch an der Frankfurter Börse um fast 30 Prozent ab.
Dabei hatte sich das Papier in den vergangenen Jahren durchaus gefangen. Jetzt wird es also dunkel um die Osram-Aktie. Die angekündigten Investitionen würden die Profitabilität des Unternehmens gefährden, urteilten Analysten. Einige von ihnen senkten ihre Prognosen für den Titel.
Licht für die Zukunft
Die Margen für 2016 dürften durch die hohen Investitionen erst einmal sinken. Doch Osram wird an der Börse auch für seine Weitsicht bestraft. Denn ohne Zweifel hat die klassische Glühlampe wohl ausgedient.
Doch mit dem Fokus auf LED bewegt sich der Münchener Konzern vom Spezialgeschäft direkt in einen Massenmarkt. Und den kann doch womöglich die Billigkonkurrenz in Fernost weitaus besser bedienen, befürchten Marktbeobachter. Seit Jahren bereits sieht sich Osram dramatischen Umbrüchen auf dem Lichtmarkt ausgesetzt. Die Konkurrenz nimmt zu, die Preise fallen kräftig.
Von München nach Asien
Um dem Wettbewerbsdruck standzuhalten, will Osram jetzt selbst ein LED-Werk in Malaysia hochziehen. Dort sollen auch Chips hergestellt werden. 2017 soll die Fabrik in Betrieb gehen, mit mehr als 2.000 Beschäftigten. Die Entwicklung wird laut Planung im bayerischen Regensburg verbleiben. In der Heimat des Konzerns aber sorgen sich tausende Mitarbeiter um ihre Jobs. Die verbrauchernahe Lampensparte mit Neonröhren, Halogen- und Energiesparlampen soll im kommenden halben Jahr verkauft werden. Die Anteilseigner indes sehen ihre Renditen entschwinden. An der Börse kam das überhaupt nicht gut an. Der M-DAX-Titel verlor nach der Ankündigung der Pläne deutlich an Wert.
Fokussiert in die Zukunft
Hoffnung macht allein der Blick in die ferne Zukunft. Bis 2020 will Osram mit neuer Technologie wieder auf Kurs sein und auch wirtschaftlich leuchten. Bis dahin soll der Umsatz verdoppelt werden, mit neuer Technik, neuer Strategie und neuer Fabrik. Osram will sich gut einhundert Jahre nach der Firmengründung neu erfinden.