Die Osram-Übernehme: Hohe Preise, hohes Risiko
Das Kaufangebot von AMS, dem österreichischen Herstellers von Chips und Sensoren, an den deutschen Leuchtenfabrikanten Osram könnte unterlaufen werden.
Diverse Hedgefonds scheinen bereit zu sein, die Situation auszunutzen.
Sowohl die Süddeutsche Zeitung als auch das manager magazin berichten unter Berufung auf Finanzkreise, dass sich bereits etwa 45 Prozent der Aktien des strauchelnden Herstellers von Leuchtmitteln in den Händen von Hedgefonds befinden.
Aufgekauft wurden die Anteilsscheine von bisherigen Großinvestoren bei Osram, allen voran beim Versicherungskonzern Allianz.
- Die Strategie der Investoren läuft darauf hinaus, die Papiere bei einer späteren Gelegenheit anzubieten in der Hoffnung, dann eine höhere Rendite zu erzielen.
- Dies vermutet Olaf Berlien, der aktuelle Chef von Osram. AMS bietet zur Zeit 41 Euro für jede Osram-Aktie, womit sich der Lampenhersteller mit einem Börsenwert von etwa 4,6 Milliarden Euro bewertet sieht.
Kaum Interesse am Aktienmarkt
Bis Donnerstag wollen die Österreicher mehr als 55 Prozent Beteiligung an dem Traditionskonzern erreicht haben. Auf diese Mindestabnahme hatten sie ihr Angebot zuvor abgesenkt.
- Denn die Übernahme scheint schlecht zu laufen. Zunächst wurden 20 Prozent am Markt gekauft. Nun stellt sich heraus, dass bis zum vergangenen Mittwoch lediglich 3,3 Prozent der Osram-Papiere am Markt angeboten wurden.
Gewöhnlich steigen bei einer Übernahme die Kurse gegen Ende einer Übernahme, der Bieter legt noch ein paar Prozent drauf. Genau auf dieses Szenario spekulieren die Hedgefonds auch in diesem Fall, und sie hoffen, ihre 20 Prozent günstig gekauft zu haben.
Aber wie so oft ist auch die zweite Alternative eine Option. Scheitert die Übernahme in der nächsten Woche, würde dies die Osram-Papier heftig gen Süden schicken, und darauf spekuliert die andere Fraktion der Investoren am Kapitalmarkt.
- Dabei sind sich Osram und AMS bereits seit geraumer Zeit einig. Der Vorstandsvorsitzende Olaf Berlien von Osram und sein österreichischer Pendant Alexander Everke warben aufgrund der unbefriedigenden Situation nun in einem Brief an die Aktionäre für die Übernahme.
- Denn bereits bei der Vorstellung der Jahreszahlen war die Fusion bekannt gegeben worden. Beide heben hervor, dass die Kooperation die Neuorientierung von Osram erheblich beschleunigen wird. Der Betriebsrat von Osram und auch die IG-Metall sind allerdings anderer Ansicht und stehen in Opposition zu dem Vorhaben.
AMS in der Klemme
Für die Unternehmenslenker kann es ungemütlich werden. Berichten zufolge haben sich mehrere Hedgefonds in den zurückliegenden Wochen mit Osram-Aktien eingedeckt.
Der frühere Anteilseigner Allianz Global Investors (AGI) soll seinen Unternehmensanteil von einst 9 Prozent mittlerweile komplett abgegeben haben. Wird die Übernahmeschwelle von 55 Prozent aber nur knapp erreicht, könnten die Investoren ihre Strategie verschärfen.
Ziel der Strategie ist es, ein noch höheres Gebot als die bisherigen 41 Euro von AMS verlangen. Um dies abzuwehren, will AMS einen sogenannten Beherrschungsvertrag, der aber auf der kommenden Hauptversammlung genehmigt werden werden soll.
- Aber hier sitzen bereits die Hedgefonds, die einer solchen Festlegung gegen die eigenen Interessen nicht zustimmen werden. Kritiker wenden zudem ein, die 41 Euro je Aktie seien bereits deutlich zu hoch. Geht die Strategie der Investoren auf, wird das Risiko für AMS immer höher und unkalkulierbar.
Osram ist spätestens seit 2018 ein Übernahmekandidat. Das Unternehmen musste einen Verlust von 343 Millionen Euro bekanntgeben. Ursache war unter anderem eine Abschreibung auf die Kooperation mit dem Auto-Zulieferer Continental in Höhe von 171 Millionen Euro.
Noch im Jahr zuvor war ein Gewinn in Höhe von 188 Millionen gemeldet worden. Dann verringerte sich der Umsatz um 13 Prozent, die Dividende wurde gestrichen. Für 2020 erwartet die Unternehmensleitung eine Stabilisierung der Unternehmenssituation.