Prinzipiell gestaltet sich das Modell der Finanzmarktsteuer durchaus sinnvoll. Wer mit Geld spekuliert und Gewinne einfährt, der soll mehr Zahlen. Und zwar Steuern. Die Verbraucher hegen außerdem die Hoffnung, dass Banken und beteiligte Organisationen vermehrt zur Kasse gebeten werden.
In den letzten Monaten ist das Thema wieder häufiger diskutiert worden. Nun stellt sich heraus, dass vor allem der Anleger der Verlierer ist. Wieso sich der Sachverhalt derart gestaltet, soll nun klargestellt werden.
Die Problematik
Was bedeutet die Finanzmarktsteuer eigentlich? Das Modell schreibt vor, dass eine jede Transaktion auf dem Finanzmarkt mit zusätzlichen Steuern zu bezahlen ist. Mit Transaktionen sind Käufe und Verkäufe von Wertpapieren gemeint. Würde die Rechnung der EU aufgehen, so könnten im Jahr zusätzlich 70 Milliarden Euro an Steuern kassiert werden.
Dass sich diese Zahl fernab der Realität bewegt, stellt sich nun erst jetzt heraus. Zu Anfang war die Rede davon, dass die Banken an diesen Kosten beteiligt werden sollen. Vor allem deshalb, da die Beteiligung an der Wirtschaftskrise eher mager ausfiel.
Erstaunlich ist, dass diese Erneuerungen den Kreditinstituten entgehen kommen würde. Das heißt, sie würden weniger Steuern zahlen als es aktuell der Fall ist. Am Beispiel Deutschland lässt sich der Sachverhalt anhand von Zahlen darstellen. Ging man ursprünglich von zehn Milliarden an Mehreinnahmen aus, so muss nun konstatiert werden, dass nur mehr eine Milliarde an Mehreinnahmen möglich ist. Wer diese Diskrepanz zu tragen hat, ist klar. Nämlich der Anleger und nicht die Kreditinstitute.
Auswirkungen am Beispiel Frankreichs
Frankreich ist ein Land, das die Finanzmarktsteuer bereits vollzieht. Anhand dessen könnte sich prinzipiell die EU orientieren und fachkundige Schlüsse daraus ziehen. Als erste Konsequenz konnte festgestellt werden, dass sich die Aktivitäten auf dem Markt massiv verändert haben; und zwar zum Negativen. Das durchschnittliche Handelsvolumen ist seit Einführung im August 2012 geschrumpft.
Abhängig davon, welcher Index herangezogen wird, ist die Rede von ca. 14 bis 26 Prozent. Dies hat somit auch Auswirkungen auf die Anzahl der getätigten Transaktionen. In der Folge stellt sich die Frage, ob Mehreinahmen wirklich garantiert sind. Außerdem muss abgewogen werden, ob sich diese negative Entwicklung nachhaltig gestaltet. Es könnte schließlich auch möglich sein, dass die Aktivitäten nach einigen Monaten wieder zunehmen, wenn quasi der Gewöhnungseffekt eintritt.
Die Konsequenzen für den Verbraucher
Nun mag die Frage aufkommen, inwiefern diese Thematik ein Problem für den privaten Anleger darstellt. Hierfür müssen die Prozesse hinter den Transaktionen verstanden werden.
Wie bereits erwähnt, führen höhere Steuern zu weniger Transaktionen. Auch das Handelsvolumen ist rückläufig. Daraus resultiert, dass der Markt über weniger Liquidität verfügt. Diese ist vor allem deshalb zu beachten, da die EU auch die Liquiditätsspender besteuern will. Diese agieren jedoch sehr listig und schlau, so dass sich die Mengen unter der Steuerhöhe bewegen.
Die Konsequenz daraus lautet, dass der Verbraucher sämtliche Steuern zu tragen hat. Doch das ist bei weitem noch nicht alles. Die Diskrepanz zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreisen wird ansteigen.
Auch die Dauer der Ausführungen der Aufträge wird vermehrt Zeit in Anspruch nehmen. Die Sache hat noch einen weiteren Hacken. Der private Anleger kann sich von der Steuer nicht befreien, die agierenden Institute jedoch schon. Das schreibt das angestrebte Gesetz der EU vor.
Im Endeffekt muss festgehalten werden, dass die Steuern durchgereicht werden. Der ursprünglich löbliche Gedanke fällt dem Lobbyismus zum Opfer, so dass der private Anleger das letzte und schwächste Glied in der Kette ist. Damit jedoch nicht genug. Bedingt durch die Steuern ergibt sich außerdem ein massiver Renditeverlust. Riskante Geschäfte verlieren an Reiz, so dass rückgängige Zahlen durchaus erklärbar sind.