Die österreichischen Tageszeitungen scheinen kein anderes Thema mehr zu kennen: Beinahe täglich liest man von neuen Erkenntnissen, Entwicklungen und Verurteilungen rund um die Hypo Alpe Adria. Auch im Internet und in internationalen Zeitungsmedien ist die Hypo ein brisantes Thema.
Der Schaden für die österreichische Bankenwelt und die Österreichische Republik ist groß. Doch was genau bedeutet das jetzt für die Österreicher und Österreicherinnen? Sollte man sein Geld doch wieder lieber unter dem Kopfkissen horten? Lebe ich jetzt in einem Schuldenstaat?
Von der Erfolgs- zur Skandalgeschichte – wie alles anfing
Wenn vom Finanzdebakel der Hypo Alpe Adria gesprochen wird, ist eigentlich die Kärntner Hypo Landesbank der Hypo gemeint. Schon 1896 wurde die damalige Landes-Hypothekenanstalt vom Land Kärnten gegründet. Auch in allen anderen österreichischen Bundesländern war es zu dieser Zeit üblich, Landesbanken zu errichten.1920 war es bei der Kärntner Landesbank erstmals möglich, auch Spareinlagen zu machen. Im Laufe der Jahre erlebte die Bank mehrere Umstrukturierungen, bis sie schließlich 1995 zur Hypo Alpe Adria Bank AG (HAAB) wurde. Bis dahin war die Hypo ein ganz normales, eher konservativ geltendes Bankinstitut.
In den 90ern erlebte die Hypo Kärnten einen geradezu explosiven Aufschwung. Die damaligen Vorstände trieben mit großem Druck die Expansion der Hypo in die osteuropäischen Länder voran. Der damalige Landeshauptmann Jörg Haider unterstützte dieses radikale Vorgehen und wollte die Hypo Kärnten zum Prestigeobjekt machen.
Da die Vorstände der Hypo und viele andere Beteiligte zum Erreichen dieses Ziels nicht ausschließlich legale Wege wählten, kollabierte das Kartenhaus vor einigen Jahren. Bei der Hypo Kärnten ging es nachweislich nicht mit rechten Dingen zu.
Unter anderem konnten den Hypo Funktionären und ihren Geschäftspartnern folgende Tatbestände nachgewiesen werden:
- hochriskante Spekulationen mit enormen Geldverlusten,
- Fälschung der Bilanz, um die Verluste zu vertuschen,
- Insider-Geschäfte beim Verkauf an die BayernLB,
- versteckte Parteifinanzierung,
- Handel mit Spam-Aktien in Liechtenstein,
- Vergabe fauler Kredite, z. B. an die Styrian Spirit
Den Vorständen wird Amtsmissbrauch, Geldwäsche, mangelnde Einhaltung der Sorgfaltspflichten, Untreue, Korruption und noch viel mehr vorgeworfen. Aktuell wurden bereits die ehemaligen Vorstände Wolfgang Kulterer, Günter Streidinger, Josef Kircher und Siegfrid Grigg mit mehreren Jahren Gefängnis bestraft. Es werden aber noch viele weitere Verurteilungen und Gerichtsverhandlungen folgen, bis alle Verursacher zur Rechenschaft gezogen sein werden.
Bin ich betroffen?
Für den Schlamassel, den die Hypo Vorstände mit ihrer Gier nach Geld und Macht angerichtet haben, müssen – wie sollte es anders sein – auch viele Unbeteiligte geradestehen. Dazu müssen Sie nicht einmal unbedingt ein Konto bei der Hypo Kärnten oder einer anderen Hypo Landesbank haben. Es genügt, wenn Sie österreichischer Steuerzahler sind.
Und das hat folgende Bewandtnis:
Um die Hypo Kärnten vor der Pleite zu bewahren, wurde sie Ende 2009 notverstaatlicht. Die damaligen Inhaber BayernLB, Grazer Wechselseitige, die KLH-Gruppe/Kärntner Landesholding und die Privatstiftung der Mitarbeiter der Hypo Alpe Adria überließen der Republik Österreich die Hypo Bank für einen symbolischen Betrag von 4 Euro. Für den Laien ist diese Summe unvorstellbar niedrig, tatsächlich ist die Hypo aber teuer eingekauft.
Es steckt nämlich noch viel Arbeit und vor allem Geld dahinter, bis sie sich auf dem Markt wieder rehabilitiert haben wird, sofern dies überhaupt gelingt. Und bis dahin muss die Republik Österreich bzw. letzten Endes der Steuerzahler dafür aufkommen. Ein neuerliches Sparpaket wird immer wahrscheinlicher.
2014 wurde beschlossen, die Negativgeschäfte der Hypo in einer Bad Bank, der Hypo International, zu bündeln. Diese wird noch im Laufe dieses Jahres ihre Banklizenz zurücklegen. Bis es aber überhaupt so weit kommt, braucht die Hypo noch viel, viel Geld. Und als alleiniger Besitzer haftet natürlich die Republik Österreich dafür, d.h. Steuerzahler wie du und ich.
Was passiert, wenn ich ein Konto bei der Hypo habe?
Nachdem durch die Gründung der Bad Bank das schlimmste Szenario, nämlich der totale Konkurs der Hypo Alpe Adria, verhindert werden konnte, ist anzunehmen, dass sich die Bank allmählich wieder erholen wird. Durch die bessere Bilanz im Jahr 2013 kann die Hypo Tirol schon einmal 40 von 220 Millionen Euro Finanzspritze an das Land zurückzahlen, auch in den anderen Bundesländern werden positive Ergebnisse erwartet.
Wenn Sie als Privatperson ein Konto bei der Hypo Bank haben, brauchen Sie nicht um Ihr Vermögen zu bangen. Die Konditionen sind zwar wahrlich nicht die besten, aber Ihr Geld ist wenigstens sicher, das Bestehen der Bank scheint sehr wahrscheinlich zu sein. Allerdings bleibt es verständlich, dass sich viele Kunden neu orientieren oder die Hypo von vornherein als Hausbank ausschließen.
Dadurch, dass die Hypo jetzt durch die Soko Hypo, eine Regierungskommission, und nicht zuletzt die Medien unter ständiger Beobachtung steht, kann sie sich keine Fehler mehr leisten. Absolute Kontrolle ist in diesem Fall das Ziel. Für die Hypo mag sich dadurch wenig Handlungsspielraum ergeben, dem Kunden gibt es hingegen ein Gefühl von Sicherheit. Bei dem angeschlagenen Image des Geldinstituts ist dieser Schritt auch dringend notwendig.
Kann ich den österreichischen Banken noch vertrauen?
Der Skandal rund um die Hypo Alpe Adria hat auch auf die restlichen österreichischen Banken negativ abgefärbt. Das Vertrauen der Kunden in die Seriosität der Banken ist in den Grundpfeilern erschüttert, viele fragen sich, ob nicht das Bankenwesen per se eine mafiöse Angelegenheit ist und ihre Hausbank auch krumme Dinger dreht.
Die Skepsis ist mehr als verständlich, dennoch sollte man nicht gleich alle über einen Kamm scheren.
Es lohnt sich weiterhin Geld bei Banken anzulegen, anstatt es zu Hause zu horten. Auch wenn die Zinssätze aktuell recht niedrig sind, was aber nicht nur mit der Hypo, sondern in erster Linie mit der Finanzkrise 2007 zusammenhängt, lohnt es sich dennoch, das Vermögen zur Bank zu bringen und von den verschiedenen Sparmodellen der Banken, wie z. B. einem Bausparer oder einem Vermögenssparbuch, zu profitieren. Keine Bank geht von heute auf morgen in Konkurs.