In den letzten Jahren wurden Aktienrückkaufprogramme immer populärer. Für Aktionäre kann das von Vorteil sein, für die Wirtschaft stellt es aber langfristig ein Problem dar. Und im Zusammenhang mit der Niedrigzinspolitik der EZB haben für Unternehmen Aktienrückkaufprogramme sogar noch an Attraktivität zugenommen.
Denn immer mehr Unternehmen nehmen für ihre Rückkaufprogramme Kredite auf und finanzieren auf diese Weise die Maßnahme. Aber welche Vorteile hat der Aktionär in diesem Zusammenhang? Angenommen ein Unternehmen zieht kauft 10 % seiner Aktien zurück.
Da jetzt der gesamte Gewinn des Unternehmens auf weniger Aktien aufgeteilt werden muss, steigt somit die Aktienrendite je Anteilsschein. Gleichzeitig wird die Aktie im Wert steigen, da auch der Unternehmenswert auf weniger Aktien verteilt werden muss. Die Aktie wird somit auch für andere Akteure am Markt interessant, die bisher noch nicht investiert waren. Ein Aktienrückkaufprogramm kann also langfristig den Wert der Aktie für Alt- und Neuaktionäre deutlich steigern.
Mit Fremdkapital Aktienrückkäufe finanzieren
Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, ihre Rückkaufprogramme mit Fremdkapital zu finanzieren. Die in der Aktiengesellschaft verbliebene Liquidität steht dem Unternehmen weiterhin zur Verfügung und kann für Investitionen oder bspw. Unternehmenskäufe genutzt werden.
Zwar muss für das aufgenommene Fremdkapital ein Zins geleistet werden, dieser ist aber wegen der aktuellen Zinspolitik der EZB besonders niedrig. Die zu zahlenden Zinsen schmälern auf diese Weise den Gewinn und den damit auszuschüttenden Gewinn.
Auf der anderen Seite überstrahlen die oben aufgeführten Effekte der Gewinnsteigerung je Aktie. Ein Rückkauf auf Basis einer Kreditaufnahme kann aus Unternehmenssicht auch dann Sinn machen, wenn das Unternehmen keine ausreichenden liquiden Mittel hat, aber eine feindliche Übernahme droht. Auf diese Weise lässt sich der Aktienrückkauf – soweit die Hauptversammlung dieser Maßnahme zugestimmt hat – schnell umsetzen.
Die Sicherheit der Aktie
Wird der Aktienrückkauf per Fremdkapital finanziert, dann wird die Bank in der Regel Sicherheiten vom Unternehmen verlangen. Diese können bspw. in den eigenen Aktien bestehen, die zurückgekauft wurden. Soweit diese in ihrer Bewertung keine signifikante Veränderung nach unten zeigen, stellt diese Finanzierung kein Problem dar.
Erst in dem Moment, in dem die Aktie an Wert verliert kann es ggf. zu einem Problem kommen. Das Problem liegt in der Bewertung der Sicherheiten durch die Bank. Sinkt der Kurs, dann ist eine Neubewertung der Sicherheit notwendig. Reicht diese dann nicht mehr aus, kann die Bank entweder eine Zinserhöhung auf den Kredit verlangen oder schlimmstenfalls sogar die Rückzahlung des Kredits fordern. Tatsächlich wird aber der Aktienkurs in der Mehrheit der Fälle sogar steigen und somit dieser Fall weniger wahrscheinlich werden.
Aktienrückkäufe können Produktivitätsfortschritte bremsen
Ein immer wieder genanntes Problem von Aktienrückkäufen ist die Gefahr einer zu langsamen Produktivitätssteigerung. Der Effekt kommt zu Stande, weil das Unternehmen eine scheinbar hohe Dividendenrendite aufweist. Wird diese aber nur durch Aktienrückkäufe erreicht, dann ist das Unternehmen nur scheinbar gesund.
Das Management könnte in einer solchen Situation zu langsam reagieren, da auch der Druck von außen wegen der scheinbar stabilen Ertragslage gering ausfällt. Auch gesamtwirtschaftlich ist das von Nachteil, da Produktivitätssteigerungen in der Regel durch Investitionen begleitet werden. Bleiben diese aus, kann es gesamtwirtschaftlich betrachtet langfristig zu einer konjunkturellen Delle kommen.