Die deutsche Lebensversicherung gilt als sicher. Doch die Renditen sind es nicht mehr. Wegen der niedrigen Zinslage lassen sich die anvisierten Gewinne nicht mehr erzielen.
Niedriges Zinsniveau drückt die Rendite
Die deutsche Lebensversicherung ist komplex. Die Rendite besteht aus Garantiezins, laufender Überschussbeteiligung, Schlussüberschuss und der Beteiligung an den Bewertungsreserven. Doch die niedrigen Zinsen lassen die Renditen schrumpfen. Der Garantiezins gleicht ab diesem Jahr kaum noch die Inflation aus, die Überschussbeteiligungen werden zusammengestrichen weil die erwarteten Zinserträge nicht mehr erreicht werden können.
Wird die Lebensversicherung dadurch ein Auslaufmodell? Die Versicherer kündigen an, in diesem Jahr neue Produkte auf den Markt zu bringen. Doch die Sicherheit der klassischen Lebensversicherungen werden diese wohl nicht erreichen.
Kaum noch mehr als 4 Prozent Zinsen
Wer jetzt eine Lebensversicherung abschließt, kann nicht mehr die Verzinsung erwarten, die es früher gab. So können Kunden des Schweizer Versicherers Zurich für 2013 mit einer laufenden Verzinsung von 3,0 Prozent rechnen. Lediglich Versicherte mit einem alten Garantievertrag erhalten noch 4,0 oder 3,25 Prozent. Auch die Allianz senkt die Zinsen von 4,0 auf 3,6 Prozent.
Am Ende der Laufzeit kommen zu den Zinsen noch der Schlussüberschuss und die Beteiligung an den Bewertungsreserven, doch auch diese sind nicht mehr sicher. Der Gesetzgeber diskutiert bereits darüber, wie viele Reserven die Versicherer behalten dürfen, um den eigenen Kapitalbestand nicht zu gefährden.
Lieber keine neue Lebensversicherung abschließen
„Kunden sollten jetzt keine neuen Lebensversicherungen abschließen“, sagt der Chef des Bundes der Versicherten (BdV) Axel Kleinlein dem „Berliner Tagesspiegel“. Dennoch verkaufen sich die klassischen Policen seit der Finanzkrise besonders gut. Auch die bei Neuverträgen seit Anfang 2012 garantierten Zinsen von nur noch 1,75 Prozent scheinen die Kunden nicht abzuschrecken.
Schlimmstenfalls könne es bei einem solchen Zinssatz Jahrzehnte dauern, bis das Guthaben das Niveau der Einzahlungen erreiche, meint Kleinlein. Das liegt an den Kosten für Verwaltung, Vertrieb und Todesfallschutz, die vor der Verrechnung der Zinsen abgezogen werden.
Kürzung der Garantiezinsenzeit
Die Versicherer würden selbst gerne die Bindung an Garantiezinsen streichen. Während der momentanen Niedrigzinsphase müssen sie Milliarden für die Garantien zur Seite legen. Zusätzlich wird es zukünftig strengere Regeln zur Eigenkapitalquote geben. Daher wird schon an Produkten gearbeitet, die die Zinsen nur noch für die ersten 10 bis 15 Jahre Vertragslaufzeit garantiert.Dagegen regt sich Widerstand von den Verbraucherverbänden. Könnten die Zinsen nach 10 Jahren neu bestimmt werden, wäre das das Ende der klassischen Lebensversicherung.