Die Arbeiterkammer (AK) in Österreich fordert klare gesetzliche Regeln für Umweltaussagen und Anreize für eine gesunde Ernährung.
Was ist Konsument:innen bei der Herstellung von Lebensmitteln wichtig?
Kurze Transportwege, eine naturnahe Herstellung von der Ernte oder Tierhaltung bis zum Teller, umweltfreundliche Verpackungen und energieeffiziente Produktionsverfahren – für drei von vier Konsument:innen sind diese Aspekte bei der Herstellung von Lebensmitteln von großer Bedeutung. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Ifes im Auftrag der AK. Die AK fordert einheitliche Regelungen auf EU-Ebene für Umweltaussagen, insbesondere für „Green Claims“, und ein Verbot von unklaren Aussagen und Klima-Angaben, die auf Ausgleichsmaßnahmen basieren.
Erwartungen an Lebensmittel
Das Marktforschungsinstitut Ifes befragte 800 Konsument:innen im Auftrag der AK zu ihren Erwartungen an Lebensmittel mit Klima- oder Natürlichkeitsangaben. Die Umfrage der AK zeigt, dass Konsument:innen bei Angaben wie „klimaneutral“ oder „klimafreundlich“ insbesondere kurze Transportwege, umweltschonende und energieeffiziente Produktion sowie kompostierbare oder wiederverwendbare Verpackungen erwarten. Mehr als ein Drittel der Befragten erwartet, dass alle CO2-Emissionen während des gesamten Produktionszyklus berücksichtigt werden, und ein Viertel wünscht sich den Einsatz von Ökostrom bei der Produktion. Was die Konsument:innen jedoch nicht erwarten, ist eine Kompensation der CO2-Emissionen durch den Kauf von Zertifikaten aus Projekten wie beispielsweise Baumpflanzungen im globalen Süden. Die Konsument:innen möchten außerdem eine transparente Erläuterung der Berechnungsmethoden, die den Klimaaussagen zugrunde liegen, am besten auf der Verpackung (38 Prozent) oder auf einer Website (27 Prozent).
Verwirrung bei Konsument:innen
Aussagen wie „pur“ oder „natürlich“ verwirren die Konsument:innen: Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass bei diesen Produkten keine Gentechnik oder Nanotechnologie zum Einsatz kommt oder dass sie keine Zusatzstoffe enthalten. Fälschlicherweise nehmen 40 bzw. 37 Prozent an, dass es sich um Bioprodukte oder gesündere Produkte handelt. Ein Fünftel der Befragten glaubt, dass die Produkte wenig oder gar nicht verarbeitet sind oder keinen zugesetzten Zucker enthalten. Weitere 16 Prozent erwarten eine traditionelle Herstellung nach einem überlieferten Rezept oder eine handwerkliche Fertigung.
Bekennung zur fleischlastigen Küche in Österreich
Die Umfrage der AK zeigt auch, dass sich ein Drittel der Befragten zur traditionell fleischbetonten österreichischen Küche bekennt. „Wenn wir alle gemäß der österreichischen Ernährungspyramide essen würden, könnten wir unsere CO2-Emissionen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung um 50 Prozent reduzieren und somit unsere CO2-Ziele erreichen und die Gesundheit aller verbessern“, sagt Petra Lehner, Expertin für Verbraucherschutz bei der AK. Obwohl fast alle von den steigenden Lebensmittelkosten betroffen sind, möchten nur wenige auf eine umweltfreundliche und gesunde Ernährung verzichten (acht bzw. elf Prozent). Lehner betont auch, dass es leichter wäre, eine gesunde und nachhaltige Ernährung für alle, insbesondere für Kinder, zu erreichen, wenn Lebensmittel wie Obst und Gemüse beworben würden, anstatt wie üblich hauptsächlich Produkte der oberen Stufe wie Süßigkeiten.
Die AK stellt folgende Forderungen auf
- Es müssen klare gesetzliche Regelungen auf EU-Ebene für Umwelt- und Klimaaussagen für Lebensmittel festgelegt werden. Dabei müssen die Erwartungen der Konsument:innen berücksichtigt werden, und die Angaben sollten verständlich sein.
- Klimaaussagen sollten den gesamten Produktionszyklus umfassen. Behauptungen wie „klimaneutral“ oder „klimapositiv“ für Lebensmittel sind objektiv nicht möglich und sollten ebenso wie Aussagen, die auf Ausgleichsmaßnahmen basieren, verboten werden.
- Umwelt- und Klimaaussagen sollten wie gesundheitsbezogene Angaben von einer EU-Behörde geprüft und genehmigt werden. Es sollte größtmögliche Anstrengungen geben, um Greenwashing zu verhindern.
Zusammenfassung & Fazit
Zusammenfassend zeigt die AK-Umfrage, dass Konsument:innen großen Wert auf umweltfreundliche Herstellung von Lebensmitteln legen und irreführende Klimaaussagen ablehnen. Sie erwarten kurze Transportwege, naturnahe Produktion, umweltfreundliche Verpackungen und energieeffiziente Prozesse. Klare Regeln auf EU-Ebene sind erforderlich, um die Konsument:innen zu schützen und ihnen verlässliche Informationen zu bieten. Eine transparente und ganzheitliche Betrachtung des Produktionszyklus sowie die Prüfung von Umweltaussagen durch eine unabhängige Behörde sind ebenfalls notwendig, um Greenwashing zu verhindern und eine nachhaltige Ernährung zu fördern.