Der Stahlkonzern Voestalpine begann als staatliches Unternehmen direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Linz, Österreich. Im Jahr 1973 wird die Voestalpine mit der Östereichisch-Alpine Montangesellschaft fusioniert und erhält ihren heutigen Namen. 1993 wird die damalige Dachgesellschaft Austrian Industries aufgelöst. Daraus entstehen drei eigenständige Aktiengesellschaften.

Darunter auch die Voestalpine Stahl AG. Im Jahr 1995 beginnt die Privatisierung des staatlichen Konzerns, der dann im August 2005 vollständig in Privatbesitz überging. Voestalpine besitzt aktuell eine Marktkapitalisierung von 3,89 Milliarden Euro und befindet sich in Streubesitz.

Voestalpine Entwicklung – Die Erwartungen des Jahres 2015/16

Die voestalpine sieht das Gesamtjahr 2015/16 weniger positiv als die Fakten zulassen. Der Grund liegt in der wirtschaftlichen Situation der Bereiche Stahl und Energie/Öl/Gas. Hier werden starke Verschlechterungen erwartet.
Das Ebitda, das operative Ergebnis und das Ebit, das Betriebsergebnis werden unverändert mit höheren Werten als im Vorjahr abschließen. Das gute Ergebnis liegt vor allem an den außerordentlichen Effekten und den Konsolidierungsveränderungen.
Von der Prognose bleibt nicht viel übrig. Es war eine Steigerung von Umsatz und Gewinn im operativen Geschäft vorhergesagt wurden, die nicht aufrecht gehalten wird.
Wolfgang Eder, der Konzernchef, glaubt, dass sich die Situation verschärft habe. Der Ölpreisverfall bremse die Investitionen im Gas/Ölbereich.
Im Stahlmarkt sei die Situation nicht besser. So herrsche eine Überkapazität von 700 Millionen Tonnen, wobei auf China die Hälfte entfalle. Das führe zu staatlichen Subventionen der Stahlfirmen, was sich kein Land, auch nicht China auf Dauer leisten könne. Die Preissituation im Stahlbereich hätte im Geschäftsjahr 2011/12 bei 520 Euro je Tonne Warmband auf dem Spotmarkt gelegen. Heute sei der Preis auf 265 Euro je Tonne gefallen. Doch voestalpine sei nicht direkt von dem ruinösen Preiskampf betroffen, da sie nur auf Vertragsbasis liefere. Die negative Stimmung schlage aber auf die Preisverhandlungen durch.

Erfreuliche Tendenzen in der Vergangenheit

Eder erklärte, dass die Entwicklung der voestalpine bisher erfreulich seien. Die hohen Investments der vergangenen 15 Jahren würden sich auszahlen. Auf der Ebene des Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei ein struktureller Vorsprung von bis zu vier Prozent erreicht, hinter dem die Konkurrenz zurückstehe.
Ein Auftrag aus Abu Dhabi brachte für die voestalpine-Stahl-Division Verbesserungen der Situation, die durch die Flaute im Öl- und Gasgeschäft entstanden ist. Der Lieferumfang des Auftrags beläuft sich auf 95.000 Tonnen Röhrenbleche für ein Erdgasprojekt.
Kostenentlastung in der Stahlerzeugung sollen Investitionen in Höhe von 550 Millionen in ein Eisenschwammwerk in Corpus Christi in Texas/USA bringen. Der Bau der gleichen Anlage in Österreich hätte 750 Millionen Euro gekostet.

Das erste Halbjahr in Zahlen

Die Verkaufserlöse im ersten Halbjahr stiegen auf 4,1 Prozent auf 5,79 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg auf dank der Sondereffekte auf 420,6 Millionen Euro.
In 2014/15 kam es zu Devestitionen im Unternehmensbereich Metal Forming und Konsolidierungsänderungen in dem Bereich Metal Engineering. Der Gewinn nach Steuern um diese Sondereffekte stieg um 6,6 Prozent auf 290,2 Millionen.
Vor Zinsen,Steuern und Abschreibungen erhöhte sich der unbereinigte Gewinn des Editda um 17,9 % auf 892,3 Millionen Euro, während das Ebit sich um 29,4 % auf 575,3 Millionen Euro verbesserte. Der Gewinn je Aktie liegt bei 2,29 Euro, im Gegensatz zum Vorjahreszeitraum von 1,65 Euro.

Positiv in die Zukunft

Sorgen um den Aufschwung der voestalpine macht sich Konzernchef Eder nicht. Das war seine Antwort auf die Frage, ob das schwächere Ergebnis des zweiten Halbjahrs das Ende des Wachstums des Konzern bedeute. Eder sagte, dass der technische Vorsprung stark sei und das noch einige Innovationen anständen.
In diesem optimistischen Sinn, so Eder, sei auch nicht an Kurzarbeit oder Personalabbau gedacht. Die Reaktionen auf die Änderungen des Marktes gehen ohne soziale Auswirkungen vorüber. Eder sagte das im Hinblick auf die Werke in Kapfenberg und Kindberg, wo die Kapazitäten gekürzt wurden waren. In Kindberg wird im Drei-Schicht-Betrieb statt im bisherigen Vier-Schicht-Betrieb gearbeitet.

Geschäftsmodell von Voestalpine AG.

Voestalpine produziert qualitativ hochwertigen Flachstahl für die Güterindustrie. Die Produkte aus Voestalpine Stahl sind sehr weit gestreut. Sowohl die Autoindustrie wie auch Hersteller von Hausgeräten verwenden die Produkte des Stahlkonzerns. Daneben werden Halbzeuge für die Öl- und Gasindustrie gefertigt und Voestalpine ist Weltmarktführer bei Werkzeugstahl, Spezialprofilen und Weichentechnologie.

Besonderheiten zum Unternehmen

Am 7. September gaben die Analysten von Goldmann Sachs eine Kaufempfehlung für die Aktie von Voestalpine. Begründet wurde die Empfehlung mit zu erwartenden Erhöhungen der Gewinnmargen. Gleichzeitig warnte Goldmann Sachs aber auch vor Risiken durch anziehende Preise bei den Rohstoffen und einer Konjunkturabschwächung in Europa.

Die Entwicklung der Aktie

Nach der großen Wirtschaftskrise 2008 konnte sich auch die Aktie von Voestalpine nicht wieder zu alten Höhen aufschwingen und steht aktuell bei 24,30 € je Aktie.

Wenn man sich die aktuelle Verteilung der Umsätze von Voestalpine ansieht, wird deutlich das die meisten Kunden sich in Europa befinden. Die deutsche Automobilindustrie wiederum macht zwar Gewinne, diese werden aber zu einem Gutteil nicht in Europa generiert, sondern in Asien und Amerika. Dort sind die Konkurrenten von Voestalpine in einer starken Position.

Voraussichtlich wird sich der chinesische Markt wieder gut erholen und dann ziehen die Rohstoffpreise an. Ob es auch in Europa aufwärtsgeht, ist zu bezweifeln.
Darum ist zu empfehlen, die Aktie von Voestalpine vorerst zu halten, wenn sie sich im Portfolio befindet. Ein Kauf ist erst anzuraten, wenn sich die Eckdaten zur europäischen Konjunktur verbessern.

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